Benjamin Ortmeyer / Katharina Rhein: Bürokratische Kälte mit mörderischen Konsequenzen

Antisemitismus und Rassismus im offiziellen »Amtsblatt« für Erziehung und Unterricht des NS-Staates – Forschungsbericht

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Titel Amtsblatt

328 Seiten, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-943059-06-9 ● 29,80 Euro

Als Nachfolger des »Zentralblatts für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen« erschien nach der Gründung des »Reichserziehungsministeriums « ab 1935 die Zeitschrift »Deutsche Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung«, das »Amtsblatt des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und der Unterrichtsverwaltungen der Länder«. In diesen offiziellen »Amtsblättern« wurden im amtlichen Teil sämtliche staatlichen Erlasse, im nichtamtlichen Teil aber auch Buchbesprechungen und Artikel abgedruckt. Die vorliegende Studie analysiert und dokumentiert in ausgewählten Auszügen diese »Amtsblätter« des NS-Staats von 1933 bis 1945 in Hinblick auf den dort enthaltenen Antisemitismus und Rassismus.

• Die Erlasse zeigen den Weg von der Diskriminierung der jüdischen Schülerinnen und Schüler bis zum vollständigen Ausschluss aus den staatlichen Schulen – der Vorstufe der späteren Deportation und Ermordung.

• Eine weitere zentrale Aufgabe der NS-Erziehung war es, das rassistische Eigenbild im Gegensatz zu »den Juden«, nämlich den angeblich »arischen, nordisch geprägten Deutschen« zu propagieren.

• Deutlich wird durch die Analyse auch, dass die Ideologie der »Auslese«, der »Rassenhygiene«, also der Eugenik als Vorstufe der Euthanasie der als »erbkrank« definierten Kinder und Jugendlichen, fester Bestandteil der rassistischen Erziehung war.

• Einen besonderen Stellenwert hat auch der »alte« Kolonialrassismus. Die Forderung nach erneuten Kolonien war mit rassistischen Stereotypen von der angeblichen »Überlegenheit der weißen Rassen« unterlegt.

So entsteht durch die Analyse und Dokumentation dieser Erlasse und Buchbesprechungen ein Gesamtbild der Varianten der antisemitischen und rassistischen Erziehungsvorgaben des NS-Staats.


Über die Autoren:
Benjamin Ortmeyer, Jg. 1952, ist apl. Professor an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. 1996 erhielt er für seine Arbeit den Heinz-Galinski-Preis der Jüdischen Gemeinde Berlin. Er leitet mit Micha Brumlik die Forschungsstelle NS-Pädagogik an der Goethe-Universität.

Katharina Rhein (Dipl. Päd. und M. A. Soziologie), Jg. 1982, promoviert zum Thema »Bildung und die NS-Zeit. ›Kollektives Gedächtnis‹ und individuelle Bildungsprozesse – ein Spannungsfeld« und ist Mitarbeiterin der Forschungsstelle NS-Pädagogik.